Woher kommt der Strom fuer das Internet?
methodenbeschreibung
Kurzdefinition
Woher kommt der Strom für das vermeintlich rein virtuelle Internet? Die Teilnehmer*innen klicken sich bei dieser Übung durch ein Wimmelbild und lernen dabei durch zahlreiche kurze Geschichten viel über die Stromproduktion durch Braunkohle, über Klimawandel und verschiedene Protestformen der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Die im Rheinischen Kohlerevier vernetzte Gruppe ausgeCO2hlt sammelte die Geschichten unterschiedlicher Menschen (von Dorfbewohner*innen bis zu Waldbesetzer*innen) und der Künstler Oliver Scheibler brachte diese in Form eines Wimmelbildes zusammen. Das F3_kollektiv kombinierte diese Geschichten mit wissenschaftlichen und journalistischen Hintergrundinformationen und entwickelte ein didaktisches Konzept zur (digitalen) Nutzung des erstellten Bildungsmaterials.
Methode: Suchmethode mit Wimmelbild und Audio-, Text- und Videoelementen
Zeitaufwand: mindestens 120 Minuten
Zielgruppe: Jugendliche ab Klasse 8, junge Erwachsene
Gruppengröße: 3 – 35 Teilnehmer*innen
Präsenz-Format (Material): Wimmelbild-Tool mit Audio-, Text und Videoelementen, Arbeitsblatt (Leitfaden), WLAN (technischer Hinweis: prüfen, ob Schul-WLAN Videos von youtube zulässt oder ob die Teamer*in auch auf mobile Daten zurückgreifen muss)
Variante 1: Computer mit Leinwand und Beamer
Variante 2: Ein Computer (Laptop/ Tablet) mit Lautsprecher pro Kleingruppe
Variante 3: Ein Computer mit Kopfhörern pro Kleingruppe
Online-Format (technische Voraussetzungen): Desktop-Gerät mit Audio und Mikrofon (nicht per Handy), stabiles Internet, aktualisierter Browser; partizipatives Konferenz-Tool mit Break-Out-Sessions für Kleingruppenarbeit (z.B. Big Blue Button)
Teamer*innen: mind. 1 Teamer*in
Komplexität: Die Übung erfordert kein Vorwissen und ist sehr spielerisch. Da auch ausschließlich mit audiovisuellem Material gearbeitet werden kann, erfordert die Übung keine hohe Lesekompetenz. Nichtsdestotrotz werden komplexe Zusammenhänge reflektiert, weshalb je nach Vorwissen der Gruppe ausreichend Zeit eingeplant werden sollte.
Bei der Arbeit mit jüngeren Zielgruppen empfehlen wir, die Übung im Präsenz-Format nach Variante 1 durchzuführen. Das Online-Format ist (technisch) voraussetzungsvoll, da sich die Teilnehmer*innen selbstständig durch unterschiedliche Fenster/ Tabs navigieren (Break-Out-Sessions, Wimmelbild, Leitfaden).
Ziele
Die Teilnehmer*innen entwickeln ein Bewusstsein für den Stromverbrauch des Internets und der Digitalisierung im Allgemeinen. Sie reflektieren, dass die Höhe des Verbrauchs und die Quellen der Stromproduktion (fossile Energieträger vs. erneuerbare Energien) die Nachhaltigkeit der Digitalisierung stark beeinflussen. Am Beispiel des Rheinischen Braunkohlereviers erfahren sie, wie sich der Stromverbrauch der virtuellen Welt auf das Leben der Menschen in einem Kohle-Abbaugebiet auswirkt. Sie lernen mehr über die bestehenden und zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels kennen, insbesondere für Menschen im Globalen Süden. Außerdem setzen sie sich mit unterschiedlichen Protesten gegen den Kohleabbau auseinander, diskutieren diese kritisch und tauschen sich darüber aus, wie sich die Stromgewinnung für die Digitalisierung aus ihrer Sicht gestalten sollte.
Die Ziele sollten je nach Zielgruppe und der verfügbaren Zeit fokussiert werden.
Ablauf
In Präsenz-Formaten gibt es je nach den räumlichen und technischen Gegebenheiten drei Varianten die Übung durchzuführen. Die Übung kann auch im Rahmen eines Online-Workshops durchgeführt werden.
Vorbereitung
Je nach Zielgruppe, Zeit und spezifischem Lernziel muss die*der Teamer*in den Leitfaden anpassen. Die*der Teamer*in wählt aus, welche Motive erkundet und welche Aufgaben bearbeitet werden sollen. Hierzu ist es wichtig, sich die Lernziele für die Gruppe zu vergegenwärtigen (Beispiel: In einem FÖJ-Seminar zu zivilgesellschaftlichem Engagement, bei dem es Vorwissen zum Klimawandel gibt, kann der Fokus eher auf Motiven zu den sozialen und globalen Dimensionen und auf dem Kapitel „Proteste“ liegen).
Je nach Vorwissen der Gruppe überlegt die*der Teamer*in, ob es zur Einleitung einen kurzen Input zu Stein- und Braunkohle oder dem Klimawandel braucht. Bei Gruppen mit Vorwissen kann die Teamer*in das Wissen der Teilnehmer*innen aktivieren. Um die Reflexion über den Zusammenhang mit dem Thema Digitalisierung zu stärken, empfehlen wir vorab eine Übung aus dem Einstiegs-Modul.
Bei Online-Formaten sollten den Teilnehmer*innen vorab die technischen Voraussetzungen mitgeteilt werden (nicht per Handy teilnehmen). Außerdem kann die*der Teamer*in den angepassten Leitfaden vorab per Mail versenden, damit Teilnehmer*innen sich diesen ausdrucken können (ein Fenster weniger, handschriftliche Notizen „trotz“ Online-Format). Es empfiehlt sich ein Konferenz-Tool zu nutzen, dass die Gruppe bereits kennt.
Durchführung
Variante 1 (kombinierbar mit Variante 2)
Einleitung (15min)
Die*der Teamer*in projiziert das Wimmelbild mit einem Beamer auf eine Leinwand. Optional bringt die*der Teamer*in das Wimmelbild ergänzend als Poster oder Banner mit. Die Teilnehmer*innen sollen sich mit ihren Nachbar*innen kurz zu folgender Frage austauschen: „Was haben die Themen Klimawandel und Braunkohle mit dem Thema Digitalisierung zu tun?” Anschließend werden in großer Runde ein paar Stimmen dazu gehört.
Die*der Teamer*in erzählt nun, dass in dem Wimmelbild „Verwurzelt im Widerstand – Geschichten aus dem rheinischen Revier“ statt Menschen verschiedene Tiere dargestellt werden. Damit soll vermieden werden in der Zeichnung auf Stereotype von Menschen zurückzugreifen und diese dadurch zu reproduzieren (z.B. „der Kohlekumpel mit breiten Schultern“ oder „die Klimaaktivistin mit Piercing“).
Nun erklärt er*sie, dass die Teilnehmer*innen in einem Video etwas zur Entstehungsgeschichte des Bildes erfahren werden. Damit beginnt die Suche nach den Geschichten im Wimmelbild. Als erstes sollen sie den Mistkäfer finden.
Hauptteil (mindestens 60 Minuten)
Die Teilnehmer*innen werden in Kleingruppen von drei bis vier Personen eingeteilt und sollen sich in kleinen Kreisen in den Raum setzen. Alle Teilnehmer*innen bekommen ein Arbeitsblatt mit Fragen, Recherche- und Diskussionsaufträgen ausgeteilt. Die*der Teamer*in klickt sich nun mit der Gruppe gemeinsam durch das Wimmelbild. Bei jedem Abschnitt bekommt die Gruppe den Auftrag, das nächste Motiv zu finden. Die Gruppe hört sich dann jeweils die Audio-Aufnahmen und schaut sich – wo vorhanden – ggf. die Videos an.
Option: Wenn möglich kombiniert die*der Teamer*in Variante 1 und 2. Das bedeutet, die Kleingruppen haben einen Laptop/ ein Tablet, auf dem sie die Motive suchen und einige der Aufgaben auch in der Kleingruppe bearbeiten können. Der Vorteil ist, dass die Teilnehmer*innen sich individuell Details angucken können (insbesondere wenn die Projektion nicht groß ist) und aktiver mitmachen können.
Nach jedem Abschnitt sollen die Teilnehmer*innen in ihrer Kleingruppe die jeweiligen Fragen auf ihrem Arbeitsblatt kurz besprechen und beantworten. Bei einigen Motiven gibt es noch optionale Videos zur Vertiefung. Wir empfehlen den Teamer*in diese Zusatz-Videos vor dem Workshop anzugucken, um mehr Hintergrundwissen zur Thematik zu gewinnen.
Je nach Zielgruppe und Zeit kann der*die Teamer*in entscheiden, bestimmte Motive zu überspringen um die Komplexität oder Informationsmenge zu senken. Es ist jedoch wichtig, dass die Gruppe das zweite Motiv (Strommast) und das letzte (Solarpanel) auf jeden Fall bearbeitet. Ansonsten ist es herausfordernd die Verknüpfung zur Digitalisierung zu knüpfen. Bei einer Auswahl empfehlen wir außerdem, nicht die Motive zu kürzen, die die globale Dimension und Perspektive veranschaulichen (Inseln, Permafrostboden, Schnecke). Bei dem Kapitel zu Protesten kann der*die Teamer*in auch die Teilnehmer*innen fragen, für welche Motive sie sich entscheiden möchten.
Variante 2
Einleitung (15min)
Die*der Teamer*in projiziert das Wimmelbild mit einem Beamer an eine Wand oder teilt die Gruppe unmittelbar in Kleingruppen von drei bis vier Personen ein und lässt diese erst mal für einige Minuten das Bild auf ihren jeweiligen Computern angucken und entdecken.
Die Teilnehmer*innen sollen sich in ihren Kleingruppen kurz zu folgender Frage austauschen: „Was haben die Themen Klimawandel und Braunkohle mit dem Thema Digitalisierung zu tun?” Anschließend werden in großer Runde ein paar Stimmen dazu gehört.
Die*der Teamer*in erzählt nun, dass in dem Wimmelbild „Verwurzelt im Widerstand – Geschichten aus dem rheinischen Revier“ statt Menschen verschiedene Tiere dargestellt werden. Damit soll vermieden werden in der Zeichnung auf Stereotype von Menschen zurückzugreifen und diese dadurch zu reproduzieren (z.B. „der Kohlekumpel mit breiten Schultern“ oder „die Klimaaktivistin mit Piercing“).
Nun erklärt er*sie, dass die Teilnehmer*innen in einem Video etwas zur Entstehungsgeschichte des Bildes erfahren werden. Damit beginnt die Suche nach den Geschichten im Wimmelbild. Als erstes sollen sie den Mistkäfer finden.
Hauptteil (mindestens 60 Minuten)
Die Teilnehmer*innen bekommen alle das Arbeitsblatt (den Leitfaden) ausgeteilt.
Sie bekommen den Auftrag sich mit den Computern so zu verteilen, dass sie sich gemeinsam in der Kleingruppe Audios und Videos anhören können, ohne eine andere Gruppe dabei zu stören. Der*die Teamer*in erklärt, dass die Teilnehmer*innen das Audio hören oder alternativ den Text lesen können (es also der gleiche Inhalt in zwei Varianten ist).
Nun klickt sich jede Kleingruppe gemeinsam durch das Wimmelbild, hört sich dabei die Audios an und schaut sich die Videos an. Nach jedem Abschnitt sollen die Teilnehmer*innen kurz in ihrer Kleingruppe die jeweiligen Fragen auf dem Arbeitsblatt besprechen und beantworten. Bei einigen Motiven gibt es noch eine begleitende Recherche- oder Suchaufgabe.
Je nach Zielgruppe und Zeit kann der*die Teamer*in den Kleingruppe mitteilen, bestimmte Motive zu überspringen um die Komplexität oder Informationsmenge zu senken (Leitfaden vorher anpassen, siehe als Beispiel Kurzversion für Online-Formate). Es ist jedoch wichtig, dass die Gruppe das zweite Motiv (Strommast) und das letzte (Solarpanel) auf jeden Fall bearbeitet. Ansonsten ist es herausfordernd die Verknüpfung zur Digitalisierung zu knüpfen. Bei einer Auswahl empfehlen wir außerdem, nicht bei den Motiven zu kürzen, die die globale Dimension und Perspektive veranschaulichen (Inseln, Permafrostboden, Schnecke).
Variante 3
Wie Variante 2 nur, dass die Kleingruppen lediglich aus zwei Personen bestehen. Dies ermöglicht es in Kontexten zu arbeiten, in denen nur ein Raum zur Verfügung steht (z.B. der Computerraum). Die Teilnehmer*innen können bei dieser Variante immer zu zweit vor einem Computer sitzen und sich mit Kopfhörern die Inhalte anhören, ohne auf die für andere Gruppen störenden Lautsprecher angewiesen zu sein.
Durchführung in Online-Formaten
Die*der Teamer*in zeigt über den geteilten Bildschirm, wie die Teilnehmer*innen von der Startseite zur Übung gelangen und wie sie im Vollbildmodus im Wimmelbild zoomen. Nun bekommen sie im Chat den direkten Link zur Übungs-Seite und sollen das Wimmelbild bei sich im Browser öffnen. Die Teilnehmer*innen suchen nun den Mistkäfer und signalisieren im Chat, wenn sie in gefunden haben. Somit wird sichergestellt, dass technische Probleme oder Fragen zur Navigation geklärt werden können.
Die*der Teamer*in teilt den Bildschirm wieder und zeigt nun am Beispiel vom Mistkäfer, wie die Stationen geöffnet und geschlossen werden. Alle gucken gemeinsam das Video (bei Big Blue Button am besten direkt die Vimeo-URL als externen Link abspielen). Die*der Teamer*in fragt, was den Teilnehmer*innen beim ersten Suchen aufgefallen ist und klärt auf, warum die Darstellung von Tieren gewählt wurde (siehe Einleitung Variante 1).
Die*der Teamer*in klärt nun den Arbeitsauftrag: Die Kleingruppen arbeiten 70 bis 90 Minuten (ggf. inklusive Pausen) in ihren Kleingruppen und orientieren sich dabei nur an den Such- und Arbeitsaufträgen (z.B. nur den Text lesen oder nur Video gucken) aus dem Leitfaden (sicherstellen, dass allen der Leitfaden vorliegt und hinweisen, dass sie die Ergebnisse später nicht präsentieren müssen). Sie sollen sich in den Kleingruppen dabei unterstützen die Motive zu finden. Die*der Teamer*in geht regelmäßig in die verschiedenen Break-Out-Sessions um technische oder inhaltliche Fragen zu klären, auf die Zeit/ nächste Motive hinzuweisen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was in den Kleingruppen diskutiert wird.
Diskusssion und Reflexion
Zum Abschluss leitet der*die Teamer*in anhand folgender Fragen eine Auswertung der Methode von circa 15 Minuten an. Die Reflexion findet im Plenum statt: Alle Teilnehmer*innen setzen sich wieder in einen Kreis, der*die Teamer*in stellt Fragen in die Runde und hört verschiedene Stimmen bzw. lässt die Fragen diskutieren.
Als erstes wird nochmal die Frage vom Anfang gestellt: „Was haben die Themen Klimawandel und Braunkohle mit dem Thema Digitalisierung zu tun?“ Sollten die Teilnehmer*innen Schwierigkeiten haben die Zusammenhänge zu benennen, sollte der*die Teamer*in spätestens hier mit einer Erklärung den Bogen zum Energiebedarf der Digitalisierung schließen.
Fragen (nicht alle stellen, sondern je nach Zielgruppe und Lernzielen auswählen):
- Was war neu für euch?
- Welche Gefühle haben die Videos, Audios und Texte ausgelöst?
- Gab es etwas was ihr besonders spannend, kritisch oder inspirierend fandet?
- Welche Probleme werden angesprochen? Alternativ: Welche lokalen und welche globalen Konflikte werden angesprochen?
- Wer ist von der Stromproduktion durch Kohle wie betroffen? Warum sind Menschen im Globalen Süden, z.B. auf den Pazifikinseln, anders betroffen, als Menschen in den Grubenranddörfern in Deutschland?
- Findet ihr die Maßnahmen der Klimaktivist*innen verhältnismäßig? Warum, oder warum nicht?
- Gibt es etwas von dem was gemacht wurde, was ihr euch auch vorstellen könntet zu tun, für ein Anliegen was euch wichtig ist? Wenn ja was und wofür? Wenn nein, welche Art und Weisen findet ihr gut, um für eure Rechte und Überzeugungen einzustehen?
- Die Klimakrise kann Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Frust oder Ohnmacht auslösen – Was gibt euch Hoffnung? Was braucht ihr, um wieder ins Handeln zu kommen?
- Haben die Geschichten und Informationen aus dieser Übung einen Einfluss darauf, wie ihr den Prozess der Digitalisierung beurteilt? Wenn ja, welchen und warum? Wenn nein, warum?
Gruppen mit viel Vorwissen oder ältere Zielgruppen können auch Fragen zur weitergehenden Diskussion gestellt bekommen. So kann die politische und wirtschaftliche Ebene vertieft werden (z.B. diskutiert den Green New Deal und Postwachstum als mögliche Lösungsansätze). Es kann auch diskutiert werden, wie und durch wen der Energieverbrauch (der Digitalisierung) gesenkt werden könnte, bzw. welche Alternativen (der Stromproduktion) die Teilnehmer*innen sehen.
Fallstricke
- Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass eine Lösung für den Klimawandel ausschließlich darin bestehen könnte, einfach auf erneuerbare Energien umzusteigen (erneuerbare Energien nicht vereinfacht als per se gut für Mensch und Umwelt darstellen).
- Bei dem Motiv „Inseln“ wird ein Video gezeigt, das 350 Pacific, die das Pacific Climate Warriors Netzwerk gegründet haben und sich als Teil davon verstehen, koordiniert und produziert hat (Selbstbeschreibung siehe hier). Die Aktionen auf den unterschiedlichen Inseln wurden von den lokalen Gruppen selbst bestimmt und gefilmt. Die Pacific Climate Warriors möchten mit ihrer Arbeit ihre eigene Geschichte selbstbestimmt erzählen und mit kolonialen und exotisierenden Fremderzählungen brechen. Es könnte allerdings dazu kommen, dass Teilnehmer*innen aufgrund eines eigenen exotisierenden Blicks nicht wahrnehmen, dass die Pacific Climate Warriors in dem Video mit verschiedenen Aktionsformen – die für Teilnehmer*innen unter Umständen bisher unbekannt waren – aktiv politische Forderungen vermitteln. Die*der Teamer*in sollte deshalb sichergehen, dass die Teilnehmer*innen die politischen Handlungen und Forderungen verstanden haben. Sollten Teilnehmer*innen Stereotype reproduzieren, sollte die*der Teamer*in dies benennen und mit der Gruppe reflektieren.
- Bei dem Austausch über Alternativen und Handlungsmöglichkeiten könnte es sein, dass die Teilnehmer*innen nur darüber sprechen, was Konsument*innen tun können um weniger klimaschädlich zu handeln (Streamen mit geringer Auflösung, Stromanbieterwechsel, URL direkt eingeben statt über Suchmaschine). In dem Fall sollte die*der Teamer*in darauf hinweisen, dass es auch Veränderungen auf struktureller Ebene durch Politik und die Industrie bedarf.
- Die*der Teamer*in sollte darauf achten, dass die Redeanteile der Teilnehmer*innen ausgewogen sind.
Woher kommt der Strom für das Internet?
Klickt euch durch das Wimmelbild, um mehr über den Braunkohleabbau, Strom und die Digitalisierung zu erfahren. Hört euch jeweils die Audio-Datei an oder lest den Text. Bearbeitet dann die Aufgabe. Findet als erstes den Mistkäfer!
Aktionärsversammlung
Aufgabe: Findet als nächstes das Solarpanel auf dem Dach eines Baumhauses!
Die jährliche Aktionärsversammlung von RWE in Essen ist seit vielen Jahren ein Ort des Protests und der Debatte über die zukünftige Ausrichtung des Konzerns. Während vor den Türen Klimaschützer*innen für einen sofortigen Ausstieg aus der Kohle protestieren, streiten auch auf der Versammlung die Aktionär*innen um den Richtigen Kurs des Konzerns. Während einige Aktionär*innen die Wirtschaftlichkeit der Kohlesparte in Frage stellen, sprechen sich andere für weitere Investitionen in diesem Bereich aus, inklusive dem Neubau von Kohlekraftwerken.
Vorstand und Aufsichtsrat, also die Chefetage von RWE, versuchten in der Vergangenheit oftmals zu beruhigen. Das Unternehmen investiere bereits stark in erneuerbare Energien und könne sich bei Fragen des Kohleausstiegs auf die engen Kontakte in die Politik, insbesondere in die SPD und CDU verlassen. Der Dachverband kritischer Aktionärinnen und Aktionäre hingegen versuchte jahrelang mit Gegenanträgen eine Auszahlung der Gewinne an die Aktionär*innen zu begrenzen und stattdessen das Geld für Folgekosten des Braunkohleabbaus zurück zu legen: Denn einer Studie zufolge gehöre Braunkohle mit den hohen Folgekosten, verursacht durch Abbau und Verstromung, zu den teuersten Formen der Stromerzeugung. Die Stromerzeugung rechne sich für RWE nur, weil viele Folgekosten, wie Gesundheitsschäden in der Bevölkerung, Klimaschäden und Renaturierungskosten in den betriebswirtschaftlichen Rechnungen nicht auftauchen würden. Wenn der Konzern hierfür also keine ausreichenden Rücklagen bildet, drohe die Gesellschaft auf diesen Kosten sitzen zu bleiben.
Perspektiven der Bergarbeiter*innen
Aufgabe: Finde als nächstes die Schnecke (Tipp: die Meeresschnecke sieht wie eine Muschel aus)!
Zwischen 2011 und 2014 wurden bei RWE über 13.000 Stellen abgebaut. Der Stellenabbau war Teil eines Sparprogramms um auch zukünftig hohe Gewinne für die Aktionär*innen zu sichern.
2013 kündigte die Konzernführung einen weiteren Stellenabbau von 6750 Jobs bis 2016 an. „Wir müssen massiv Kosten senken und unser Geschäftsmodell in allen Bereichen neu austarieren“, schrieb RWE-Personalvorstand Uwe Tigges 2013. Und das, obwohl die Menge der von RWE abgebauten Braunkohle bis 2019 kontinuierlich zugenommen hat.
2016 dann wurde die börsennotierte Tochtergesellschaft „Innogy“ gegründet und verkauft, womit die Zahl der Beschäftigten bei RWE von über 58.000 im Jahr 2016 auf unter 20.000 Angestellte im Jahr 2017 sank. Die Debatte um einen schnellen Kohleausstieg kam für die RWE-Beschäftigten also in einer Phase großer Verunsicherung.
In einem Interview mit der Deutschen Welle, sagte die 26-jährige Industriemechanikerin Miriam Goebbels, die seit 10 Jahren bei RWE Braunkohlebagger und Förderanlagen repariert: „Die Stimmung ist für uns beängstigend. Was passiert in der Zukunft? Wie geht es weiter? Kann man sich etwas aufbauen, ein Häuschen leisten, eine Familie gründen? Diese Fragen stehen bei uns im Raum.” Wut über den geplanten Kohleausstieg empfindet sie nicht. „Der Klimaschutz ist ja etwas Wichtiges", sagt sie.
Doch sie kennt auch andere Meinungen von ihren Kollegen: „Es sind viele, die sehen das ganz anders, die malen sich wirklich Horrorszenarien aus, wie es weitergehen wird.” Tatsächlich haben sich die Angestellten von RWE spätestens seit 2017 stark in die Debatte um einen Kohleausstieg eingebracht. Zusammen mit ihren Gewerkschaften ver.di und IGBCE und protestierten sie unter anderem mit Motorradkorsos gegen einen schnellen Kohleausstieg und für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Nach dem Beschluss der sogenannten Kohlekommission und dem ersten Entwurf für ein Kohleausstiegsgesetz zeigt sich die IGBCE Anfang 2020 allerdings zufrieden. Sie spricht von einem „engmaschigen Sicherheitsnetz für die Belegschaften” und von „neuen Chancen für gute Arbeit und die Regionen”.
Ihr Vorsitzender Michael Vassiliadis sagt: „Wofür wir in der Kommission gekämpft haben, wird nun umgesetzt. Diejenigen, die die Kohle lieber heute als morgen abschalten würden, haben sich nicht durchgesetzt.”
Zur Entstehung des Wimmelbilds
Aufgabe: Findet als nächstes den Strommast.
2017 entschloss sich die seit Jahren zum Thema Kohleabbau aktive Gruppe ausgeCO2hlt ein Wimmelbild zum Thema Klimawandel und Braunkohleabbau im Rheinischen Revier mit Hilfe des Kölner Künstlers Oliver Scheibler zu erstellen.
Das Vorhaben wurde von einer anderen Grafikkampagne inspiriert: „The True Cost of Coal" des US-amerikanischen Beehive Design Collective (die Biene oben links im Bild; www.beehivecollective.org) informiert in einem 5 x 2,50 Meter großen Mosaikposter über Steinkohleabbau in den Appalachen. In das Bild flossen die Geschichten und Informationen von über 2.000 Menschen mit ein. Die Zeichnungen sind in schwarz-weiß, um die Vervielfältigungskosten niedrig zu halten.
Während der Konzeptionsphase sammelte die Gruppe ausgeCO2hlt viele Informationen und Geschichten unterschiedlichster Menschen, von Dorfbewohner*innen bis hin zu Waldbesetzer*innen. Anschließend zeichnete der Künstler das Bild im Spätsommer 2018 in einem Stück mit Tusche auf einem 1,5 x 2 Meter großen Plakat. Seitdem ist es gegen Spende als Druck erhältlich und im Internet frei zugänglich. Das F3_kollektiv kombinierte für das Bildungsmaterial die im Wimmelbild enthalten Geschichten mit wissenschaftlichen und journalistischen Hintergrundinformationen.
Zerstörung Landwirtschaftlicher Flächen
Aufgabe: Nennt drei Auswirkungen, die der Braunkohleabbau auf die Region hat. Besprecht, welche ihr
persönlich am schlimmsten findet.
Findet als nächstes die Insel!
Die Niederrheinische Bucht besitzt einen der fruchtbarsten Ackerböden Europas: den Lössboden. Dank des mineralhaltigen, feinkörnigen und wasserspeichernden Lössgesteins kann sich ein Boden bilden, der ertragreich und einfach zu bearbeiten ist. Im Rheinland werden auf diesen wertvollen Ackerböden traditionell Zuckerrübe, Getreide und Kartoffeln angebaut. Die markanten Zuckerrüben-Berge am Feldrand nach der Ernte im Herbst prägen das Bild der Region. Doch der Braunkohletagebau zerstört den über Jahrtausende gewachsenen Lössboden unwiederbringlich: Er wird abgebaggert und auf die Abraumhalde verkippt. Nach der Rekultivierung ist der ursprüngliche Boden verloren, das Wiederaufschütten kann die Fruchtbarkeit nicht zurückbringen. Viele betroffene Bäuer*innen berichten, dass sie auf den gepachteten rekultivierten Flächen für dieselben Ernteerträge wie auf den alten Äckern massiv düngen müssen.
Pacific Climate Warriors
Aufgabe: Was ist das Motto der Pacific Climate Warriors?
Warum hat Handeln hier (z.B. Kohleverstromung, unterschiedliche Formen des Protests gegen Braunkohleabbau)
einen Einfluss darauf, wie globale Ungleichheiten vergrößert oder verringert werden?
Finde als nächstes die Spinne!
Während der UN Klimaverhandlungen in Bonn 2017 nahmen auch die Pacific Climate Warriors an den Protesten im Revier teil. Die Pacific Climate Warriors sind eine Gruppe von Klimagerechtigkeitsaktivist*innen von verschiedenen Pazifikinseln, die besonders vom klimabedingten Meeresspiegelanstieg betroffen sind. Vor der Ende Gelände Aktion im November 2017 führten die Pacific Climate Warriors eine traditionelle Zeremonie in einem der vom Tagebau bedrohten Dörfer durch. Sie schenkten dem Widerstand im Rheinland eine Schnecke. In die Kaurischnecke wurde früher in Zeiten großer Not wie in eine Trompete geblasen, um die Kämpfer*innen zu versammeln. So ist das Motto der Warriors auch „We are not drowning, we are fighting“ (Wir gehen nicht unter, wir kämpfen). Für viele war es ein besonderer Moment, als Aktivist*innen aus ganz Europa solidarisch an der Seite der Warriors aus dem Pazifik stehen konnten.
Ziviler Ungehorsam „We shut down“
Aufgabe: Welche verschiedenen Protestformen gegen den Braunkohleabbau habt ihr kennen gelernt?
Findet als nächstes die Micky Maus!
Die achtbeinige Spinne auf dem Bagger im Bild stellt die Blokade „We shut down“ (wir schalten ab) einer kleinen Gruppe von Aktivist*innen dar.
Neben den größeren Massenaktionen wie Ende Gelände, den roten Linien-Aktionen und Demonstrationen, haben im Rheinland seit 2011 Kleingruppen aus fünf bis zwanzig Personen immer wieder Bagger oder Schienen blockiert, indem sie sich an diese angekettet haben. Mit nur sehr wenigen Menschen konnten sie die Kohleförderung und -verbrennung über längere Zeiträume stoppen.
Die Aktivist*innen der „We shut down“-Aktion, die parallel zur Klimakonferenz in Bonn im Dezember 2017 stattfand, zwangen das Braunkohlekraftwerk Weisweiler fast komplett zum Abschalten indem sie die Kohlezufuhr über Stunden blockierten. Dabei wurde an nur einem einzigen Tag der Ausstoß von rund 26.000 Tonnen CO2 verhindert.
Die Energieversorgung der digitalen Zukunft
Aufgabe: Was sind die Vorschläge der Klimaaktivist*innen um der Klimakrise entgegen zu wirken?
Egal wie sich unsere digitalisierte Welt entwickelt – sie braucht Strom! Denn kein Internet ist auch keine Lösung. Die Aktivist*innen, die ihr in den letzten Geschichten kennengelernt habt, laden deshalb z.B. im Hambacher Forst ihre Handys und Laptops mit Strom aus selbst gebauten Windrädern und Solar-Anlagen. Nun können wir uns nicht alle eine Solar-Anlage aufs Dach bauen, deswegen wird der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem von der Politik gesteuert. Die Aktivist*innen kritisieren, dass das angesichts der Klimakrise nicht schnell genug gehe. Viele Klimaschützer*innen meinen aber, dass eine reine Umstellung auf 100% erneuerbare Energien nicht reicht: Der Energieverbrauch dürfe nicht immer weiter wachsen und besonders energieintensive Industrien wie beispielsweise Waffenfabriken, die gesellschaftlich ohnehin fragwürdig seien, müssten ihrer Meinung nach geschlossen werden.
Aktuell steigt der Energieverbrauch durch die Digitalisierung weiter an. „Smarte Autos“ sammeln z.B. schon heute mit 25 Gigabyte pro Stunde reichlich Daten. Bei autonom fahrenden Autos wird sich dies Prognosen zufolge auf 250 Gigabyte Daten pro Stunde verzehnfachen. Wenn all diese Daten übertragen und verarbeitet werden, braucht das wieder große Mengen an Energie.
Ein anderer Aspekt ist, dass nicht alle Quellen für erneuerbare Energien ökologisch und sozial gerechte Lösungen sind, womöglich also auch nicht unendlich ausgebaut werden sollten. Für Staudamm-Megaprojekte werden z.B. ganze Dörfer überflutet. Das bedeutet wie im Fall des Belo-Monte-Staudamms in Brasilien, dass vor allem indigene und ärmere Menschen zur Umsiedlung gezwungen werden.
Zusammengefasst bleibt auch bei einer Digitalisierung powered by erneuerbaren Energien die Frage: Woher kommt der Strom und wofür wird er gebraucht? Die Menschen, die globale Klimagerechtigkeit als Ziel haben, meinen deshalb, dass sich insgesamt viel an unserer Art zu Leben, sich zu bewegen aber auch zu produzieren und zu wirtschaften verändern müsste. Statt unendlichem Wachstum fordern sie ein gutes Leben für alle weltweit. Die Digitalisierung macht es möglich, viele dieser alternativen Ideen kennenzulernen und sich darüber auszutauschen.
Klimacamp
Aufgabe: Findet als nächstes die Menschen am Fuß des Baggers!
Das erste deutsche Klimacamp fand als Klima- und Antirassismus-Camp 2009 in Hamburg statt. Die Idee der Klimacamps kommt aus Großbritannien. Die Organisator*innen des Klimacamps folgen vier grundlegenden Zielen: Erstens zusammenkommen und sich vernetzen, zweitens sich durch Workshops und Vorträge gemeinsam weiterbilden, drittens ein alternatives Zusammenleben erproben und viertens direkte Aktionen gegen Verursacher des Klimawandel machen. Im Rheinland fand im Sommer 2010 das erste Klimacamp im Braunkohlerevier statt. Das Klimacamp im Rheinland findet seitdem jedes Jahr immer am Ende des Sommers an verschiedenen Orten im Revier statt. Das Camp ist komplett selbstorganisiert und wird nur von Freiwilligen vorbereitet. Verschiedene Kollektive beteiligen sich und stemmen die Infrastruktur, wie zum Beispiel den Auf- und Abbau der vielen Workshop und Zirkuszelte, eine Küche für alle, ein Übersetzungskollektiv (deswegen im Bild der Buchstabe in verschiedenen Sprachen), eine mobile Bäckerei und viel mehr. Ein Stromkollektiv baut Solarpanels und kleine Windräder auf um das Camp mit erneuerbaren Energien zu versorgen.
Die Besucher*innen des Klimacamps protestieren nicht nur, sondern diskutieren auch wie z.B. eine alternative Energiepolitik aussehen oder der steigende Stromverbrauch in einer Postwachstumsgesellschaft gesenkt werden kann.
Massenaktion des zivilen Ungehorsams
Aufgabe: Findet als nächstes das Transparent „Queer we go!“
Bei den Klimacamps im Rheinland gab es seit Beginn kleinere Massenaktionen gegen die Kohleinfrastruktur im Braunkohlerevier. Doch 2015 startete das neu gegründete Bündnis Ende Gelände mit ganzen 1.500 Menschen vom Klimacamp, um den Tagebau Garzweiler zu besetzen.
In mehreren Gruppen von einigen hundert Menschen machten sich die Aktivist*innen in weißen Maleranzügen und mit Staubmasken auf den Weg. Ihre Botschaft: „Wir nehmen den Kohleausstieg selber in die Hand!“ Am Fuß des Baggers im Bild sind die Aktivist*innen ganz klein zu sehen, wie sie den Kohleabbau verhindern. 2016 blockierte Ende Gelände das Lausitzer Braunkohlerevier bei Dresden, im darauf folgenden Jahr gleich zwei Mal das Rheinische Revier. Denn im November 2017 waren die UN-Klimaverhandlungen in Bonn zu Gast und Ende Gelände blockierte den 60 km entfernten Tagebau Hambach. Nach Jahren der ergebnislosen Verhandlungen wollten die Aktivist*innen zeigen, dass ein schneller Kohleausstieg ganz einfach ist. Auch in den Jahren 2018 und 2019 blockierte Ende Gelände die Kohleinfrastruktur im Rheinland und immer mehr Menschen schlossen sich dem zivilen Ungehorsam an. Im Juni 2019 waren es bereits 5.000 Menschen. Während Aktivist*innen in den Tagebau Garzweiler liefen, demonstrierten weitere tausende Anwohner*innen, Fridays For Future Aktivist*innen und Unterstützer*innen am Grubenrand für das Ende der Braunkohleförderung sowie für den Erhalt der Dörfer.
Intersektionalität
Aufgabe: Finde als nächstes den RWE-Arbeiter auf dem Motorrad!
Das auf dem Bild zu sehende Fronttransparent mit der Aufschrift „Queer we go!“ ist Teil der Aktion von Ende Gelände im Sommer 2017. Die Aktivist*innen wollten aufzeigen, dass der Klimawandel ein mit anderen gesellschaftlichen Missständen unmittelbar verbundenes Problem ist. So trägt der Klimawandel beispielsweise dazu bei, dass Millionen von Menschen, vor allem im globalen Süden ihr zu Hause, ihre Anbauflächen und Einkommen verlieren. Wenn diese sich nun in das bislang weniger stark betroffene Europa aufmachen, treffen sie auf die militärisch gerüsteten Außengrenzen Europas. Das Bündnis Ende Gelände sagt deshalb, dass eine klimagerechte Zukunft auch eine Welt ohne Nationalstaatsgrenzen sein müsse und Diskriminierungen wegen der Herkunft oder des Geschlechts überwunden werden müssen. Die Queer-Feminist*innen bei Ende Gelände drückten das mit dem Slogan „Queer we go!“ aus.
Waldbesetzung im Hambacher Forst
Aufgabe: Findet als nächstes das Faultier!
Nach den großen Protesten in den 1970er und 1980er Jahren war es um die Jahrtausendwende ruhig geworden in der Region. Die Landesregierung und der Kohlekonzern Rheinbraun, inzwischen RWE, hatten die Proteste ausgesessen, und ein Hinterfragen des Kohleabbaus wurde vor Ort immer seltener und schwieriger. Eine Wende brachten die seit 2010 jährlich stattfindenden Klimacamps, sowie die Besetzung des Hambacher Forsts im Jahr 2012.
Entschlossen, den restlichen Wald zu schützen und dem Kohleabbau ein schnelleres Ende zu setzen, zogen im April 2012 einige Aktivist*innen Plattformen in die Bäume des Hambacher Forstes. Damit versuchten sie die weitere Rodung des Waldes zu verhindern. Sie hatten Monate vorher begonnen, die Besetzung zu planen. Ihr Ziel war es, den Hambacher Forst als Symbol im Kampf gegen Braunkohle und Klimawandel zu etablieren. In den darauf folgenden Monaten entstanden einige Hütten und Häuser am Boden sowie einige Baumhäuser hoch oben in den Kronen der alten Eichen. Es gab Konzerte, Informationsveranstaltungen, Aktionscamps und Workshops. Der Slogan des Protestdorfs war “Wald statt Kohle”.
Nach einem halben Jahr setzte RWE mit Unterstützung der Polizei dem Protest ein Ende. Vier Tage lang räumten 500 Polizist*innen und mehrere hundert private Sicherheitskräfte von RWE die Besetzung.
Trotz der Zerstörung ihrer Baumhäuser und der Rodung weiterer Waldflächen besetzten Aktivist*innen mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung bereits drei Tage nach dem Ende der Räumung eine Wiese direkt am Waldrand. In den kommenden Jahren wurden wieder und wieder Baumhäuser im Wald gebaut und verschiedene Protest- und Widerstandsdörfer errichtet.
Über sechs Jahre lang ließ der Kohlekonzern RWE in regelmäßigen Abständen die Besetzungen von privaten Sicherheitskräften und der Polizei zerstören, doch durch den ausdauernden und oft militanten Widerstand bekam die Besetzung über die Jahre europaweit immer mehr Bekanntheit und Unterstützung. So konnten mit der Zeit mehr und mehr Baumhausdörfer errichtet werden. Es entstanden wohnzimmerähnliche Baumhäuser, wie das im Bild zu sehende Fuchur in der Baumhaussiedlung Oaktown oder die kunstvolle Baumhaussiedlung in Beechtown. Neben Aktionen und Öffentlichkeit entstand im Wald auch ein Raum, in dem die Bewohner*innen ein solidarisches Zusammenleben erproben wollten. Mit Unterstützung aus den umliegenden Dörfern der Region, aber auch aus der ganzen Welt, wuchsen die Besetzungen im Sommer 2018 auf bis zu 80 Baumhäuser. Im September 2018 rückten tausende Polizist*innen unter dem Vorwand des Brandschutzes zur Unterstützung der RWE-Sicherheitskräfte in den Wald. Sie versuchten mit dem größten Polizeieinsatz in der Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens den gesamten Wald zu räumen. Damit sollte der Weg für die gänzliche Rodung des restlichen Waldes frei gemacht werden.
Doch in diesem Moment wurde der Widerstand so groß wie nie zuvor. Zehntausende Menschen protestierten deutschlandweit mit Mahnwachen und Protestschreiben. Menschen aus den umliegenden Städten reisten an und bahnten sich trotz Polizeiketten ihren Weg in den Wald, um sich den Räumfahrzeugen in den Weg zu stellen. Während die Polizei über Wochen ein Baumhaus nach dem anderen zerstörte, wurden an der anderen Seite des Waldes immer neue Plattformen und Barrikaden gebaut. Solidarische Anwohner*innen und Menschen aus ganz Europa spendeten Geld, Lebensmittel und Klettermaterial. Die Landesregierung von Armin Laschet ließ ein Gefahrengebiet errichten, das der Polizei umfangreiche Sonderrechte gab und gleichzeitig die Grundrechte der Protestierenden massiv einschränkte. Trotz tausender Polizist*innen, die über Wochen rund um die Uhr im Einsatz waren, konnte das zeitweilige Verbot den Wald zu betreten, sowie Essen oder Wasser zu den Menschen in den Baumhäusern zu bringen, nicht durchgesetzt werden. Die über Wochen aktiven und immer mehr werdenden Menschen vor Ort und aus der Region gewannen die Aufmerksamkeit von Medien weltweit. Die Zivilgesellschaft wurde mit ihrer Forderung, den Wald in Zeiten des Klimawandels nicht für einen Tagebau zu zerstören, immer stärker und immer mehr gehört.
Ein junger Journalist stürzte bei der Räumung des Baumhausdorfes Beechtown in den Tod, dennoch wurde der Polizeieinsatz fortgesetzt. Der Kampf um den Wald dauerte Wochen, den verantwortlichen Politiker*innen und RWE wurde klar: Sie hatten sich verzockt! Der Aktienkurs des Milliardenkonzern RWE an der Börse brach ein und der WDR titelte Anfang Oktober „Acht von zehn Nordrhein-Westfalen lehnen Rodung des Hambacher Forsts ab – CDU bricht ein“. Und schließlich, vier Tage nachdem das letzte Baumhaus geräumt war, verfügte ein Gericht einen vorläufigen Rodungsstopp. 50.000 Menschen feierten diesen Erfolg Anfang Oktober gemeinsam vor Ort, der Wald wurde wieder besetzt und dutzende neue Baumhäuser entstanden.
Aktivistischer Naturschutz
Aufgabe: Findet als nächstes das Zirkuszelt!
In den Monaten nach den Räumungen und Zerstörungen von Teilen des Waldes stand der Wiederaufbau und die Schonung des Waldes im Fokus: Aktivist*innen entfernten Absperrbänder und Räumschutt aus dem Wald und engagierte Baumpfleger*innen befreiten kletternd die zugetackerten Fledermaushöhlen von Plastikfolien. RWE hatte diese anbringen lassen um die Fledermäuse aus ihrem Habitat zu vertreiben.
Aktionen von Anwohner*innen damals
Aufgabe: Finde als nächstes den Acker, der nicht RWE gehört!
Die damals jüngere Generation der Anwohner*innen des Tagebaus erzählen, dass sie die Baggerfahrer*innen im Tagebau mit ihren Motocrossrädern ärgerten. So war der Protest schon damals eine Mischung aus spontanem Ungehorsam und gut vorbereiteten Großveranstaltungen.
Lokaler Protest im 20. Jahrhundert
Aufgabe: Findet als nächstes das Crossrad!
Bereits in den 1970ern und 1980ern wehrten sich die Anwohner*innen und von Umsiedlung Betroffenen gegen die Erweiterung der Tagebaue und damit einhergehende Zerstörung ihrer Region und Dörfer. Damals organisierten die lokalen Bürger*inneninitiativen Protestmärsche, Petitionen und Führungen zur Grube. Die größte Veranstaltung war eine kilometerlange Fackelkette entlang der geplanten Tagebaugrenze mit tausenden Demonstrierenden.
Diese Menschen berichteten, dass der Kohlekonzern Rheinbraun (heute RWE) sie jedoch zunehmend einschüchterte. Von der Landesregierung fühlten sich die von Umsiedlung betroffenen Menschen mit ihren Anliegen im Stich gelassen.
In den Jahren danach gab es nur vereinzelt Widerstand. Manchmal rannten von Umsiedlung Betroffene aus Wut vor eine Baggerschaufel, um sie zumindest kurz zu stoppen.
Eine der ausdauerndsten und mutigsten Persönlichkeiten ist die über 80-jährige Gisela Irving aus Holzweiler. 35 Jahre lang organisierte sie Führungen zum Tagebau, gab Interviews und gab nicht auf. Heute ist ihr Dorf Holzweiler vor den Kohlebaggern gerettet. Mit einem großen Gemüsegarten versorgt sie nicht nur sich selbst, sondern auch jedes Jahr das Klimacamp mit riesigen Kürbissen, Kuchen und Geschichten aus ihrem langjährigen Engagement. Das Klimacamp ist ein Zelt-Camp in dem Menschen zusammen kommen um sich über Klimagerechtigkeit auszutauschen. Dazu erfahrt ihr später mehr.
Klimawandel: Kippelemente
Aufgabe: Rechercheaufgabe: Findet neben dem Auftauen der Permafrostböden mindestens ein weiteres
Kippelement im Erdklimasystem heraus und erklärt es kurz!
Findet als nächstes die „Rote Linie“!
Die schiefen Bäume oben rechts im Bild stehen für das Auftauen von Permafrostböden und damit als ein Beispiel von Kippelementen im Klimasystem der Erde. Was für Böden und Elemente? Permafrostböden sind dauerhaft gefrorene Böden vor allem im Norden von Russland, Kanada, China und Alaska. Dort ist es im Jahresdurchschnitt so kalt, dass die Böden dauerhaft und teilweise bis zu 1.200m tief gefroren sind. Diese globalen Permafrostböden enthalten unvorstellbare 1.300 Gigatonnen Kohlenstoffe. Da die arktischen Winter durch den Klimawandel immer wärmer werden, tauen immer tiefere Erdschichten auf. Das führt dazu, dass riesige Mengen an Kohlenstoffen in Form von Treibhausgasen in die Atmosphäre entweichen – entweder als Kohlenstoffdioxid (CO2) oder als Methan (CH4).
Das verschärft den Treibhauseffekt und führt wiederum zu einem weiteren Temperaturanstieg, wodurch die Böden noch weiter und schneller auftauen, wodurch es noch wärmer wird und so weiter. Tauender Permafrost könnte das Weltklima zum Kippen bringen, sind sich Forscher*innen einig. Und das ist nur eins von mindestens neun bekannten Kippelementen.
Diese Kippelemente werden vermutlich schon bald zu einem sich selbst beschleunigenden Klimawandel führen, in dem die Menschheit die Kontrolle über den Temperaturanstieg verlieren wird. Wenn dieser Kipppunkt erst einmal überschritten ist, kann die Menschheit ihren CO2-Ausstoß auf null reduzieren, und trotzdem würde sich die Klimakrise immer weiter verschärfen. Besorgniserregend ist, dass die bisherigen Klimamodelle den Faktor Permafrost und andere Kippelemente nicht ausreichend mit einbeziehen, wie aktuell immer mehr Forscher*innen warnen.
Aufgabe: Könnt ihr ein weiteres Kippelement im Erdklimasystem herausfinden und kurz erklären?
Bergbauschäden und gesundheitliche Belastung
Aufgabe: Findet als nächstes die Fledermaus!
Neben der sichtbaren Zerstörung für die Kohle, gibt es auch sehr gefährliche unsichtbare Folgen. Tag und Nacht weht der Wind Feinstaub und Giftstoffe aus dem Tagebau und den Kraftwerken über das Land in Richtung der Großstädte Köln und Düsseldorf. Die giftigen Kleinstpartikel setzen sich überall ab, auf Autos, Fensterscheiben - oder in der Lunge. Die Folge: Tausende Menschen sind von Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen betroffen.
Legende vom Bürgewald
Aufgabe: Findet als nächstes die Zuckerrübe!
Besonders machen den Hambacher Forst auch die vielen Legenden und Sagen, die sich um ihn ranken. Eine der bekanntesten handelt davon, wie ein einzelner Mensch in einer riskanten Wette den Wald gewann. Vor über 1.200 Jahren forderte der junge Minnesänger (eine Art Singer-Songwriter) Arnold von Arnoldsweiler den Kaiser Karl beim Mittagsmahl mit einer Wette heraus: Wenn er es schaffen würde, den über 5.500 Hektar großen Wald vor Sonnenuntergang einmal zu umrunden, müsse der Kaiser ihm den Wald überlassen. Sein Einsatz: Seine Freiheit als fahrender Sänger. Wenn er verlieren würde, würde er für den Rest seines Lebens am Hofe des Kaisers Musik machen.
Doch Arnold von Arnolsweiler überlistetete den Kaiser und wechselte mit Unterstützung der umliegenden Dörfer 15 Mal sein Pferd und schaffte es so gerade rechtzeitig wieder zurück. Er gewann den Wald und schenkte ihn den Menschen in den umliegenden Dörfern. Zum Dank benannten sie den Ort Arnoldsweiler und die Arnoldusquelle nach ihm. Wie viel Wahrheit in dieser Legende steckt ist wie bei allen Legenden nicht ganz klar.
Fakt ist aber, dass sich die Anwohner*innen über hunderte von Jahren zu sogenannten Holzgedingen trafen, um die Nutzung des Waldes gemeinsam zu beratschlagen. Der Hambacher Wald war ein Gemeingut, eine sogenannte Allmende. Gepflegt, genutzt und kontrolliert von den einfachen Menschen in den umliegenden Dörfern.
Doch 1977 kaufte ein Konzern namens Rheinbraun den Kommunen den Wald für 60 Pfenning den Quadratmeter ab. RWE begann, den Wald für die darunterliegende Kohle abzuholzen. Über Jahrzehnte wurde der Wald Stück für Stück gerodet und die darunter liegende Kohle verbrannt. Bis die Menschen sich die letzten Reste des Waldes 2018 zurückeroberten. Doch davon nachher mehr.
Dorfumsiedlungen
Aufgabe: Lest den Text und guckt nur die ersten sieben Minuten des Videos.
Findet als nächstes das Dorf am Grubenrand!!
Über der Kohle leben Menschen, doch die Bagger machen weder vor ihren Häusern und Feldern, noch vor jahrhundertealten Kirchen oder vor Friedhöfen halt. Seit einer Gesetzesänderung in der NS-Diktatur (1937) ist es deutschlandweit möglich, Menschen gegen ihren Willen ihr Land und Haus zu nehmen, um die darunter liegende Kohle zu fördern. Es hatte oberste Priorität den sehr hohen Energiebedarf für die Aufrüstung der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg rechtlich zu sichern. Durch zehntausend Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene wurde die Braunkohleproduktion während der NS-Zeit stark ausgebaut.
Wie viele andere Gesetze auch übernahm die BRD dieses ursprünglich aus Preußen stammende Bergrecht und mit seiner Hilfe setzt RWE bis heute die Umsiedlung ganzer Ortschaften gegen den Willen vieler Bewohner*innen durch.
Durch die Umsiedlungen verschwinden im Rheinland seit Jahrzehnten lebendige Dorfgemeinschaften, Familiengeschichten und Erinnerungen in die näher rückenden Tagebaue. So kam eine von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens in Auftrag gegebene Studie bereits in den 1980er Jahren zu dem Ergebnis, dass „Umsiedler mehrere Jahre hindurch psychische, physische und intellektuelle Anforderungen erleben, die sie bis an die Grenze Ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit beanspruchen und manche darüber hinaus (...). Fehlentscheidungen, Spannungen und psychosomatische Leiden sind häufige Folgen.“ Über den Streit ob die Bewohner*innen die Kaufangebote von RWE annehmen sollen um sich Einschüchterungen und Zwangsenteignung zu ersparen zerbrechen viele Familien und Dorfgemeinschaften, Betriebe verlassen die Region und ältere Menschen erkranken oder begehen Suizid.
Bergbau und Braunkohle
Aufgabe: Findet auf der Satelliteneinstellung von google-maps die Tagebaue aus dem Rheinischen
Revier. Zoomt immer weiter raus und guckt wie lange sie noch zu sehen sind. Ob ihr auf diesen Bildern in
Deutschland und Europa wohl noch weitere Tagebaue finden könnt?
Findet als nächstes das Geisterdorf!
In drei großen Tagebauen graben riesige Bagger seit Jahrzehnten nach der bis zu 450m tief liegenden Braunkohle. Die über der Kohle liegenden Dörfer, Wälder, Wiesen und Äcker werden unwiederbringlich zerstört, und es entstehen die größten menschengemachten Löcher Europas, die selbst aus dem Weltall gut zu sehen sind.
CO2-Emissionen
Aufgabe: Nennt drei Beispiele für fossile Brennstoffe.
Findet als nächstes den Bagger.
Aus den Kühltürmen der Kohlekraftwerke kommt vor allem Wasserdampf, weshalb die Kraftwerke in den umliegenden Dörfern auch Wolkenmacher genannt werden. Im Bild stehen diese Wolken aber auch symbolisch für das unsichtbare Klimagas Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, sowie für die zahlreichen Giftstoffe im Feinstaub, den das Kraftwerk in die Umgebung bläst.
Das Rheinische Revier ist ein von der Braunkohle geprägtes Gebiet zwischen Aachen, Düsseldorf und Köln. Hier betreibt der Energiekonzern RWE vier Braunkohlekraftwerke die zusammen etwa 85 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr ausstoßen und daher auch die „größte CO2-Schleuder Europas“ genannt wird.
Stromverbrauch Digitalisierung und fossile Brennstoffe
Wie viele Großkraftwerke braucht es um die Rechenzentren Deutschlands mit
Energie zu versorgen?
Findet als nächstes die Kühltürme vom Kraftwerk.
Viele halten das Internet für rein virtuell, also für nicht stofflich vorhanden. Ein großer Irrtum! Hinter dem World Wide Web steht ein gewaltiges System aus Rechenzentren, Datenleitungen und sogenannten Knotenpunkten. Und dieses System funktioniert nur, wenn es mit Energie versorgt wird.
Wäre das Internet ein Land, dann hätte es den sechstgrößten Stromverbrauch auf unserem Planeten. Allein die Rechenzentren in Deutschland verbrauchen so viel Energie wie etwa fünf Großkraftwerke erzeugen, heißt es in der ZDF-Doku „Stromfresser Internet”. Das entspricht etwa dem Gesamtstromverbrauch von Berlin.
Über die im Bild zu sehenden Hochspannungsleitungen wird der Strom an die Orte des Verbrauchs transportiert. In diesem Fall aus einem Braunkohlekraftwerk im Rheinischen Revier bei Köln. Denn zwei Drittel des weltweiten Stroms werden aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Erdöl produziert und in keinem Land der Welt wird so viel Braunkohle abgebaut und verstromt wie in Deutschland.
Weitere Informationen und Quellen:
Im Arbeitsblatt findet ihr Links zu den Quellen, die wir für die jeweiligen Stationen genutzt haben.
Alle Dörfer Bleiben!
Aufgabe: Findet als nächstes das Baumhaus!
Mit dem jährlich stattfindenden Klimacamp im Rheinland und nach dem Erfolg der Proteste im Hambacher Wald 2018 über die ihr gleich noch mehr erfahren könnt, haben auch viele Umsiedlungsbetroffene und Anwohnende am Tagebau Garzweiler zuletzt wieder Mut gefasst. Denn zusätzlich zu den 17 Dörfern, die bereits für den Tagebau Garzweiler zerstört wurden, sollen bis 2038 noch weitere 5 Dörfer dem Tagebau weichen. Die Bundesregierung verhandelt im Jahr 2020 nämlich ein Gesetz, nach dem Deutschland erst im Jahr 2038 aus der Kohle aussteigt. Im Bündnis „Alle Dörfer Bleiben!“ haben sich Bewohner*innen mit Unterstützer*innen aus der Umgebung zusammengeschlossen, um mit medienwirksamen Aktionen gegen die geplante Zerstörung ihrer Dörfer zu demonstrieren.
Eine dabei wiederkehrende Aktionsform ist die „Rote Linie“. In dieser Aktion bilden tausende Menschen mit roter Kleidung und Tüchern eine lange Menschenkette um sich schützend zwischen die Bagger und ihre Dörfer und Wälder zu stellen.
Doch auch auf juristischem Weg versuchen die Anwohner*innen ihre Häuser und Dörfer zu schützen. 2019 kauften sieben Familien gemeinsam ein Grundstück zwischen dem Tagebau und dem Dorf Keyenberg, das als nächstes abgebaggert werden soll. Als Initiative “Menschenrecht vor Bergrecht” versuchen sie eine Enteignung durch RWE vor Gericht zu verhindern und damit auch ihre Dörfer zu schützen.
Artenvielfalt im Hambacher Forst
Aufgabe: Findet im rechten Teil des Bildes mindestens eine der bedrohten Tierarten, die im Hambacher
Forst leben: z.B. die Bechsteinfledermaus oder die rote Waldameise.
Findet als nächstes das Pferd!
Einer der mittlerweile bekanntesten und umkämpftesten Wälder Europas steht im Rheinland. Er ist rund 12.000 Jahre alt und hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. Bis heute stehen dort krumm gewachsene Eichen und hohe Buchen, im Frühjahr breiten sich Maiglöckchenteppiche im Wald aus. Der Hambacher Forst ist heute immer noch ein einzigartiges Naturhabitat für seltene Tierarten wie die Bechsteinfledermaus, die Rote Waldameise oder die Gelbbauchunke (die du alle im Bild finden kannst).
Anstieg des Meeresspiegels und Klimagerechtigkeit
Aufgabe: Welche Auswirkungen hat der Anstieg des Meeresspiegels und warum ist ein Anstieg von bereits
wenigen Metern so fatal?
Die Antwort findet ihr im Text. Bei dem Video mit dem Titel „Wir gehen nicht unter, wir kämpfen“ könnt ihr
euch einfach die Bilder ansehen und müsst den Text nicht verstehen.
Findet als nächstes die schiefen Bäume!
Die auf dem Bild zu sehenden Inseln symbolisieren die globalen Folgen des Braunkohleabbaus.
Durch den Anstieg des Meeresspiegels als Folge des menschengemachten Klimawandels mussten schon jetzt tausende Menschen ihre Dörfer und Gemeinden verlassen, weil diese vom Meer überflutet wurden. An den Küsten der Kontinente, in ihrer direkten Umgebung oder auf kleinen Inseln leben weltweit rund 680 Millionen Menschen. Ein Teil von ihnen ist schon heute unmittelbar betroffen – etwa Bäuer*innen in Bangladesch, wenn Meerwasser das Trinkwasser der Brunnen oder ganze Ländereien versalzt, oder die Bewohner*innen der pazifischen Inselstaaten Kiribati, Tuvalu und Fidschi. Die Malediven (ein Inselstaat in Südasien) werden in den nächsten Jahrzehnten komplett im Meer verschwinden, weshalb die Regierung schon seit Jahren die Evakuierung der kompletten Bevölkerung nach Indien, Sri Lanka oder Australien plant. Für den Landkauf fehlt es allerdings an Geld. Internationale Meeresspiegel-Expert*innen gingen 2020 davon aus, dass der Meeresspiegel bis 2100 um mehr als einen Meter ansteigen könnte, wenn weiter so viele Treibhausgase ausgestoßen werden. Global lebt die Mehrheit der Menschen in Gebieten, die nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegen. Circa acht der zehn größten Städte der Welt liegen in niedrigen Küstenbereichen. Außerdem ist zu erwarten, dass Hitze, Dürre und klimabedingte Extremwetterereignisse in vielen Regionen zunehmen werden. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in 50 Jahren ganze 3,5 Milliarden Menschen ihren gewohnten Lebensraum verlieren werden. Das ist die Hälfte der derzeitigen Weltbevölkerung! Momentan steigt der Ausstoß der Treibhausgase. Es gibt bereits jetzt Regionen, in denen die Jahresdurchschnittstemperatur über 29 Grad Celsius liegt. Wenn die Treibhausgase nicht gesenkt werden, werden sich laut Wissenschaftler*innen der niederländischen Wageningen University im Jahr 2070 diese Gebiete mit heißen Temperaturen von 0,8 Prozent auf 19 Prozent der weltweiten Landfläche ausdehnen. Regionen, in den solche Temperaturen herrschen, sind für den Menschen quasi unbewohnbar. Bisher lagen diese Gebiete vor allem in der Sahara. Die 19 Prozent in 2070 lägen vor allem in Südamerika, Afrika, Indien, Südostasien und Nordaustralien.
Globale Ungleichheiten verstärken die Situation, dass bereits heute die Menschen auf den Pazifikinseln und im Rest des Globalen Südens von den Folgen des Klimawandels besonders stark betroffen sind. Dabei haben diese Weltregionen kaum zum Klimawandel beigetragen. Die Ungleichheiten zeigen sich darin, dass diese Staaten meist viel geringere finanzielle Möglichkeiten haben, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, wie zum Beispiel Dämme zu bauen oder umzusiedeln. Hinzu kommt, dass diese Staaten auf der globalen politischen Bühne vergleichsweise wenig Einflussmöglichkeiten haben. Die Menschen dieser Länder haben weniger Chancen, dass ihre Stimme weltweit gehört wird.
Das empfinden viele Menschen als ungerecht und inzwischen setzen sich weltweit viele Gruppen und Organisationen für Klimagerechtigkeit ein. Klimagerechtigkeit ist ein Konzept, das die Ungerechtigkeiten benennt und fordert, dass die Ursachen des Klimawandels behoben werden und bei der Anpassung Ungerechtigkeiten ausgeglichen werden. Das kann so funktionieren, dass Länder, die historisch besonders viel zum Klimawandel beigetragen haben, die größten CO2-Einsparungen machen. Außerdem könnten reiche Industrienationen Geld umverteilen und Entschädigungen an Länder und Bevölkerungsgruppen zahlen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Dadurch würden sie sich zumindest genauso gut vor den Folgen schützen können, wie Menschen im Globalen Norden. Der Ansatz der Klimagerechtigkeit bezieht sich allerdings nicht nur auf globale Nord-Süd-Verhältnisse, sondern auch auf andere Dimensionen: In allen Regionen der Welt trägt der Lebensstil von Menschen mit wenig Geld weniger schlimm zum Klimawandel bei als der von Reichen. Sie können nämlich z.B. gar nicht ständig vom Business-Trip zum Shopping-Trip fliegen, fahren häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln und haben weniger Wohnraum zu beheizen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Fälle, dass insbesondere die Wohnviertel der ärmeren Bevölkerung sehr unter Umweltkatastrophen leiden. Die Folgen des Klimawandels treffen außerdem Schwarze und Indigene Menschen, People of Color, Frauen, Inter-, nicht-binäre und Trans*-Menschen, Migrant*innen und Menschen mit Behinderung besonders stark. Bestehende Ungleichheiten werden durch Krisenfolgen verstärkt.