#DIGITAL_GLOBAL IN ACTION! ENGAGEMENT FÜR EINE GERECHTERE WELT
methodenbeschreibung
Kurzdefinition
Wie nutzen junge Menschen das Internet um sich für eine global und sozial-ökologisch gerechtere Welt einzusetzen? Die Teilnehmer*innen lernen Handlungsmöglichkeiten von Menschen aus Regionen Lateinamerikas und Deutschlands kennen. Sie durchlaufen verschiedene Stationen und tauschen sich über das Kennengelernte aus. Am Ende setzen sie sich in einer stillen Diskussion mit eigenen Handlungsmöglichkeiten auseinander.
Methode: Stationenmethode, Kleingruppen, Stille Diskussion
Zeitaufwand: 60-90 Minuten
Zielgruppe: ab Klasse 10, außerschulische Jugendgruppen, junge Erwachsene
Gruppengröße: 10 – 30
Arbeitsmaterial: ausgewählte Blogbeiträge (Videos, Texte, Audios), Reflexionsfragen aus Methodenbeschreibung)
Präsenz-Format (Material): Moderationsmaterial, Internet, mind. 3 Computer (bei Videos möglichst unterschiedliche Räume und ggf. Beamer und Lautsprecher)
Online-Format (Technische Voraussetzungen): Online-Konferenz-Tool mit Breakout Rooms, Teilnahme möglichst mit Mikrofon und Kamera, Etherpads
Teamer*innen: 1-2
Komplexität: Die Teilnehmer*innen sollten sich im Vorfeld anhand der Übungen aus dem Einstiegsmodul und den Vertiefungsmodulen mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt haben. Wir empfehlen diese Übung als Abschluss eines Workshops zum Thema durchzuführen.
Ziele
Die Teilnehmer*innen lernen konkrete Projekte, Initiativen und Menschen kennen, die Digitalisierung praktisch mitgestalten oder digitale Medien für zivilgesellschaftliches Engagement nutzen. Sie setzen sich mit konkreten Handlungsmöglichkeiten (Datensparsamkeit- und -sicherheit, freie Zugänge, Empowerment anhand digitaler Medien etc.) und machtkritischen Perspektiven auseinander. Die Teilnehmer*innen werden dadurch angeregt, über eigene Handlungsmöglichkeiten nachzudenken.
Ablauf
Das in dieser Übung verwendete Material sind die Beiträge auf dem Blog von #digital_global. Die Teamer*innen wählen je nach Zielgruppe und vorab behandelten Themen etwa zwei bis drei Beiträge aus. Jeder Beitrag mit zugehörigen Aufgaben bildet jeweils eine der Stationen, die Anzahl der Station soll nach verfügbarer Zeit ausgewählt werden. Es sollte mindestens ein Beitrag mit Perspektiven von Menschen aus dem Globalen Süden ausgewählt werden.
Der Ablauf der Übung besteht insgesamt aus vier Phasen:
- Einführung und Gruppenfindung (10 Minuten)
- Durchlaufen der Stationen: 20 Minuten pro Station (40-60 Minuten)
- Reflexion anhand der Methode Stille Diskussion (15 Minuten)
- Abschluss: gemeinsames Betrachten der Stillen Diskussion und kurzes Blitzlicht (5 Minuten)
Zu den folgenden Beiträgen gibt es konzipierte Arbeitsaufträge (Aufgabe). Zu den neueren Beiträgen, die auf dem Blog verfügbar sind, gibt es in dieser Methodenbeschreibung keine Aufgabenstellungen. Teamer*innen können äquivalent zu den Vorschlägen unten Aufgaben/ Diskussionsfragen für die weiteren Beiträge konzipieren.
Beiträge zu Handlungsperspektiven von Menschen aus Lateinamerika:
- Mit sozialen Medien Protest organisieren (Video, 9:50 Minuten)
In dem Video schildert eine junge Aktivistin aus Nicaragua, wie sie 2018 via Social Media und Messengern, wie z.B. WhatsApp die Massenproteste der nicaraguanischen Bevölkerung für mehr Demokratie und Gerechtigkeit mit organisierte
Aufgabe: Diskutiert in eurer Kleingruppe folgende Leitfragen.
- Warum waren facebook, twitter und WhatsApp für die Menschen in Nicaragua während der Proteste wichtig?
- Was hat die Regierung mit dem Internet gemacht?
- Melani Monterrey musste Nicaragua verlassen, weil sie über Social Media Informationen verbreitete und ihre kritische Meinung veröffentlichte. Wie und wo könnt ihr euch über kritische Meinungen informieren? Nutzt ihr Social Media für politische Inhalte?
- Digitaler Feminismus und digitale Selbstverteidigung (eingebettete externe Videos 4:38 +3:43 = ca. 8 Minuten)
Zusätzlich zu dem auf dem Blog eingebetteten Video von dem Enlaces-Projekt, schauen sich die Teilnehmer*innen bei dieser Station zuerst dieses Video an: https://www.youtube.com/watch?v=AtZImdRXnOY#action=share
In diesem ersten Video erzählen Feminist*innen aus Mexiko und Deutschland, wieso das Internet ihrer Meinung nach feministischer werden soll. In dem zweiten, auf dem Blog eingebetteten Video, legen sie dar, warum feministische Selbstverteidigung im Netz nicht nur Verteidigung beinhaltet, sondern auch „Angriffe“, indem sie z.B. eigene und geschützte Räume schaffen.
Aufgabe: Diskutiert in eurer Kleingruppe folgende Leitfragen.
- Was verstehen die Protagonist*innen unter Feminismus und einem feministischen Internet?
- Welche Möglichkeiten werden aufgezählt, um sich im Internet vor z.B. Hate Speech zu schützen (Verteidigung)?
- Was verstehen die Protagonist*innen unter einem „Angriff“? Welche Möglichkeiten nennen sie, das Internet selbst aktiv zu gestalten?
- Was bedeutet für euch, das Internet feministischer zu gestalten?
- Habt ihr Ideen, wie ihr das Internet feministischer gestalten könnt?
Beiträge zu Handlungsperspektiven von Menschen aus Deutschland:
- Mit Social Media für Klimagerechtigkeit (Video, 15 Minuten)
Ein junger Mensch erzählt in diesem Video, wie er bei Fridays for Future mitmacht. Er erklärt, wie Fridays for Future das Internet nutzen und wie er bei Social Media für Klimagerechtigkeit postet.
Aufgabe: Stillarbeit oder Murmelrunden (5 Minuten) zur Frage:
- Gibt es Initiativen, politische Aktionen oder politische Forderungen, von denen du auf Social-Media-Plattformen erfahren hast?
- Kannst du dir vorstellen für eine Initiative Öffentlichkeitsarbeit zu machen? Was bräuchtest du dafür?
- Freies Internet selbst gebaut! (Text)
Die Initiative Freifunk beschreibt, wie sie in Städten selbstorganisiert freies Internet aufbaut. Sie berichten, was sie dazu motiviert. Zur Ergänzung kann noch folgendes Video von Freifunk geguckt werden: https://www.youtube.com/watch?v=RoKQQ5a6E1Q (Video, 1:27 Minuten)
Aufgabe: Diskutiert in eurer Kleingruppe folgende Leitfragen.
- Habt ihr schon mal was von der Initiative Freifunk gehört oder sogar Freifunk genutzt?
- Fasst zusammen, welche Ziele die Initiative Freifunk hat.
Könntet ihr euch vorstellen selbst einen Freifunk Hotspot zu installieren? Wenn nein, was hält euch davon ab? Wo seht ihr Probleme?
- Nachhaltig Streamen! (eingebettetes externes Video, 8:03 Minuten)
Das Video mit dem Influenzer Rezo zeigt auf, warum Videos streamen ein ganz schöner Klimakiller sein kann. Die Teilnehmer*innen lernen, wie sie ihr eigenes Streamingverhalten nachhaltiger gestalten können.
Aufgabe: Diskutiert in eurer Kleingruppe folgende Leitfragen.
- Welche Strategien gibt es, um Streamen klimafreundlicher zu machen?
- Könnt ihr euch vorstellen diese Strategien anzuwenden?
- Kennt ihr weitere Beispiele, wie ihr digitale Geräte oder Angebote nachhaltiger nutzen könnt?
Vorbereitung
Nachdem die Teamer*innen festgelegt haben, wie viel Zeit für die Stationen-Phase zur Verfügung steht (40, 60 Minuten oder sogar länger), wählen sie zwei oder drei Beiträge für die Stationen aus (oder mehr bei mehr Zeit). Dabei sollten sie das Vorwissen der Gruppe berücksichtigen (welche Themen wurden vorab behandelt).
Bei vielen Teilnehmer*innen und wenig Zeit können Stationen doppelt bereitgestellt werden, damit die Kleingruppen nicht zu groß werden.
Wenn es nicht an allen Stationen Computer gibt, druckt die*der Teamer*in die Beiträge in Textform vorab aus. Die vom F3_kollektiv erstellten Videos (Proteste in Nicaragua und Fridays for Future) können auch mit Untertiteln heruntergeladen werden, falls es kein W-LAN geben sollte. Bei der Station „Digitaler Feminismus“ wird der Link zum zweiten Video geöffnet. Ansonsten öffnet die*der Teamer*in an der entsprechenden Station den jeweiligen Beitrag auf dem Blog.
Der*die Teamer*in schreibt die jeweiligen Aufgaben und Diskussionsfragen pro Station auf ein Flipchart und legt sie für die Teilnehmer*innen aus (oder kopiert sie aus der Methodenbeschreibung und druckt sie vorab als Arbeitsblatt aus).
Zusätzlich bereitet die*der Teamer*in die Flipcharts mit den Reflexionsfragen für die Reflexionsphase vor und verteilt sie nach der Stationen-Phase mit genügend Markern auf drei Tischen.
Durchführung
Die*der Teamer*in stellt die Übung kurz vor und erklärt den Teilnehmer*innen den Ablauf. Im Anschluss finden sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen von bis zu 10 Personen zusammen. Es soll so viele Kleingruppen wie Stationen geben. Die Kleingruppen können sich selbst finden oder werden von der*dem Teamer*in zusammengestellt.
Die Kleingruppen durchlaufen in unterschiedlicher Reihenfolge die verschiedenen Stationen, so dass alle Kleingruppen am Ende an allen Stationen waren. An den Stationen lesen/ gucken die Teilnehmer*innen den Beitrag und werden anschließend durch die Aufgaben zur Diskussion und Reflexion angeregt. Die Teilnehmer*innen haben pro Station 20 Minuten Zeit. Sobald die Zeit abgelaufen ist, werden sie durch ein Signal zur nächsten Station weitergeschickt.
Variation bei älteren Zielgruppen, die sich gut selbst organisieren können: Wenn es ausreichend Zeit für drei oder mehr Stationen gibt, kann die*der Teamer*in den Teilnehmer*innen eine Option anbieten, die ihnen mehr Raum zum freien diskutieren gibt. Die Gruppe kann dann einmal selbst entscheiden, ob sie nach einem Wechsel zur nächsten Station zum Thema der vorherigen Station weiterdiskutiert, statt mit dem neuen Thema zu beginnen.
Durchführung in Online-Formaten
Die*der Teamer*in bereitet für jede Kleingruppe ein Etherpad vor. In diesen steht pro Station beschrieben, welchen Beitrag die Teilnehmer*innen auf dem Blog aufrufen und welche Fragen sie diskutieren sollen (Aufgaben, siehe oben). Wir empfehlen im Online-Format nur zwei Stationen auszuwählen.
Für die anschließende Reflexion wird ein weiteres Etherpad angelegt (siehe unten). Alternativ können für die Reflexion die geteilten Notizen des Videokonferenz-Tools genutzt werden.
Die*der Teamer*in erklärt den Teilnehmer*innen den Ablauf, stellt die Stationen kurz vor und bildet Kleingruppen von etwa fünf Personen. Die Teilnehmer*innen erhalten über den Chat die Links zu ihrem jeweiligen Kleingruppen-Pad. Wenn alle Fragen geklärt sind, schickt die*der Teamer*in die Teilnehmer*innen in ihren Kleingruppen in Breakout Rooms (bei zwei Stationen für 45 Minuten).
Die Teilnehmer*innen beginnen mit der ersten Station: Sie lesen/ gucken den Beitrag und werden anschließend durch die Aufgaben zur Diskussion und Reflexion angeregt. Die Teilnehmer*innen haben pro Station 20 Minuten Zeit. Die Teamer*innen besuchen die Kleingruppen in den Breakout Rooms und weisen sie darauf hin, sich nach 20 Minuten der nächsten Station zu widmen.
Diskusssion und Reflexion
Nachdem alle Kleingruppen an allen Stationen waren, finden sich alle wieder in einem Raum ein. Die*der Teamer*in erklärt das weitere Vorgehen der stillen Diskussion: Die Teilnehmer*innen haben nun 15 Minuten Zeit, um die Stationen-Phase zu reflektieren und zu überlegen, ob sie selbst Ideen haben aktiv zu werden.
Dafür gibt es drei Leitfragen, die die*der Teamer*in auf drei Flipchart an unterschiedlichen Tischen ausgelegt hat. Auf jedem Flipchart steht eine andere Frage. Die Teilnehmer*innen sollen nun ihre Gedanken, Ideen und Gefühle zu den jeweiligen Fragen auf das jeweilige Flipchart schreiben. Diese Tätigkeit wird still und ohne mit den anderen Teilnehmer*innen zu Sprechen durchgeführt. Die Teilnehmer*innen sollen die Beiträge der anderen lesen und sie haben die Möglichkeit sich still/ schreibend auf diese zu beziehen, sie zu kommentieren oder ihre Zustimmung mit Hilfe eines + zu visualisieren. Wer gerne kreativ ist, kann die Fragen auch mit Hilfe von kleinen Bildern beantworten.
Die drei Fragen lauten:
- Welche der Stationen war für euch besonders interessant? Was daran hat euch besonders angesprochen?
- Habt ihr Ideen bekommen, um selbst aktiv zu werden?
- Wenn ja, welche?
- Wenn nein, was braucht ihr um selbst aktiv zu werden?
- Was ist euch bei der Digitalisierung wichtig? Wie sollte sie eurer Meinung nach gestaltet werden?
Nachdem alle Teilnehmer*innen alle drei Flipcharts besucht haben, werden diese aufgehängt und gemeinsam betrachtet. Die*der Teamer*in fasst die wichtigsten Punkte der Flipcharts zusammen. Die Übung kann noch mit einem kurzen Blitzlicht abgeschlossen werden, wenn ein*e Teilnehmer*in noch etwas mit der Gruppe teilen möchte, kann er*sie es kurz sagen.
Fallstricke
Die Zeit an den einzelnen Stationen ist relativ knapp bemessen. Die*der Teamer*in sollte deswegen einen strengen Blick darauf haben, dass die Stationen nach 20 Minuten zügig gewechselt werden. Es kann außerdem darauf hingewiesen werden, dass die Leitfragen als Impuls dienen und nicht komplett beantwortet werden müssen.